Radrennen

Mecklenburger Seen Runde 2016

6 Jun , 2016  

Die Mecklenburger Seen Runde (MSR) ist eine Radsportveranstaltung nach dem Vorbild der schwedischen Vätternrundan. Die Neubrandenburger Veranstalter bieten zwei Radstrecken an: 300 km und 90 km (nur für Frauen). In diesem Jahr wurde die Veranstaltung das dritte mal durchgeführt. Nora, Anne, Eike und Rainer vom TeamClaus wollten sich dieser Herausforderung stellen. Der 28.05.2016 war der Race-day.

Anne und Nora

Anne und Nora- Mecklenburger Seen Runde 2016

Einen Frauenlauf  kannten wir schon, ein Frauen Radrennen noch nicht. Deshalb wollten wir, Mutter Anne und Tochter Nora, uns auf die 90 km Radstrecke begeben. Am Freitag, dem Anreisetag, nutzten wir die Gelegenheit im Festpark von Neubrandenburg über eine kleine, gemütliche Messe zu bummeln, holten unsere Startunterlagen und studierten auf einer großen Karte den Streckenverlauf. Die Veranstalter versprachen für den Renntag gutes Wetter. Nach einer kurzen Nacht ergatterten wir einen günstig zum Startgarten gelegenen Parkplatz und bereiteten uns auf den Start vor. Die Veranstalter nahmen die im Vorfeld festgelegten Startzeiten (für jeden einzelnen Starter) nicht so ernst und da wir bereits zeitiger bereit waren, stürmten wir mit einem zeitigeren Startblock los. Nach ca. 2 km ein kleiner Schock: ein steiler Berg: unsere Vorstellung, immer am Wasser lang ohne Berg, locker radeln, mussten wir korrigieren. Ein Frauenradrennen erkennt man nicht nur daran, dass nur Frauen teilnehmen, sondern man hört es auch: Geschnatter ohne Ende! Aber die Damen können auch anders, nämlich kräftig in die Pedalen treten. Nach durchschnittlich 35 bis 40 km waren „Depots“ eingerichtet, Verpflegungsstellen, wo man sich stärken und die Getränkevorräte auffüllen konnte. Den Helfern gebührt Dank für die Mühe, die großen Mengen Verpflegung so liebevoll anzurichten: Brot, Müsli, Tee. Wir fuhren durch eine herrliche Landschaft, doch wo war denn das Wasser, es heißt doch Seen Runde!? Als wir dann den ersten See erreichten, wollte Nora ein Beweisfoto schießen, doch ich wollte nicht anhalten, es war ja schließlich ein Rennen! Also weiter, Kette rechts! Bei herrlichem Sonnenwetter machte die Unternehmung wirklich sehr viel Spaß. Bei km 70 habe ich gedacht:“Schade, dass das Rennen in 20 km schon vorbei ist.“ Und da war es auch schon- das Ziel: hier holten wir uns den Beifall der Zuschauer und die superschöne Medaille ab. 4 Stunden und 27 Minuten waren seit dem Start vergangen. Die Feier konnte konnte beginnen. Auch hier mit echter Frauen-power!

Eike, Torsten und Rainer

nahmen die 300 km unter die Räder. Eike und Torsten konnten auf die Erfahrung der Vätternrundan zurückgreifen, Rainer (ich) nicht. Aus diesem Grund ging ich mit vorsichtiger Geschwindigkeit an. Wie lange würde die Kraft reichen. Solche Distanzen bin ich vorher noch nie gefahren. Hatte ich richtig trainiert? Wenn man 300 km Rad fährt, hat man lange Zeit zum Nachdenken, beschäftigt sich mit Geschwindigkeiten, Durchschnitten, rechnet hoch und runter, hofft, den richtigen Weg zu finden, der mit farbigen Pfeilen markiert wurde. Bei spitzen Radfahrwetter konnte ich die ersten Hundert km recht locker zurücklegen. Doch als das Schild

noch 200 km bis zum Ziel

erschien, war die Lockerheit im Kopf ziemlich erschüttert. Doch weiter, die zweiten Hundert angreifen. Schön rund treten, ordentlich schalten, um mit geringstem Kraftaufwand, die insgesamt 2200 Höhenmeter (! Seen Runde ! -nicht Erzgebirgsrundfahrt!)  zu meistern. Beim Erreichen des Schildes

noch 100 km bis zum Ziel 

musste ich in den Kampf-Modus umschalten. Die Verpflegungsstellen (insgesamt 7 Stück) versorgten uns Sportler vorzüglich mit belegten Broten, Nudeln, Müsli, Kuchen, Suppe, Schleim und vielen verschiedenen Getränken. Danke an die fleißigen Helfer, die uns sehr freundlich unsere Wünsche erfüllten. Im dritten Drittel musste ich besonders auf die Energiezuführung achten, für meine Verhältnisse viel essen und viel trinken. Die Muskulatur begann zu krampfen. Keine unbedachten Bewegungen, nur schön rund treten, trinken (inzwischen waren sommerliche über 20 Grad Celsius erreicht)  und vorwärts. Noch 80 km: das ist die Strecke von Dresden nach Chemnitz fällt mir ein, noch 50 km: die Länge meiner Lieblings-Trainingsrunde,…, noch 10 km! Das Leben in mir erwacht wieder. Sicher die Summe von Adrenalin und viel Cola. Ich brachte es fertig, ein Selfie vom Schild

noch 10 km bis zum Ziel

Rainer- Mecklenburger Seen Runde 2016

zu schießen (das halbe Schild habe ich auch erwischt) und als App abzuschicken. Jetzt konnte doch nicht mehr viel passieren. Der erste Freudenschauer lief mir über den Rücken, auch die Augen waren feucht. Die Freudenfeier wurde nochmals kurz von einem Berg 9 km vor dem Ziel erschwert, dann gab es kein halten mehr. Die Beine schienen ausgewechselt zu sein, der Stadtrand von Neubrandenburg erreicht. Schon waren die Musik und der Sprecher im Zielbereich zu hören. Die vor 13 Stunden und 31 Minuten begonnene Runde hat sich geschlossen, ein unglaublicher innerlicher Jubel erfasste mich. Nur ein Sportler kann verstehen, was ich mit diesen Worten sagen will. Sekunden später lagen Anne, Nora und ich uns in den Armen und beglückwünschten uns gegenseitig zu unserem Erfolg. Ein Sportfreund fragte mich am Ziel:“Machst du nächstes Jahr wieder mit?“ Meine Antwort: „Das ist gerade ein ungünstiger Zeitpunkt für diese Frage!“ Mit dem Abstand von einigen Tagen fällt es mir immer noch schwer „ja“ zu sagen. Niemand hat gesagt, dass es leicht werden würde- und das stimmt.

Eike

Eike- Mecklenburger Seen Runde 2016

fuhr lange Zeit mit seinem Kumpel gemeinsam. Doch bei solch einer langen Distanz ist es sehr schwer,  immer eine Geschwindigkeit zu finden, die beiden gerecht wird. Unterschiedliche Trainingszustände und die Tagesform können nicht leicht kompensiert werden. So entschlossen sich die beiden, jeder das eigene Rennen zu fahren und sie trennten sich nach ca. 70 km. Eike war der schnellere von beiden und setzte sich nach vorn ab. Er schloss sich „Zügen“ an, die den „belgischen Kreisel“ fuhren und kam so schnell voran. Doch die Verfolgungsjagt nach mir war nicht mehr von Erfolg gekrönt, zu groß war schon der Abstand geworden. So kam Eike eine Stunde nach mir, aber wesentlich frischer als ich, ins Ziel, glücklich und voller Emotionen wie jeder Finisher an diesem Tag. Nun erwarteten wir vier gemeinsam Torsten, Eikes Kumpel. Durch eine Online-Ergebnis-Übersicht, die geschaltet war, konnten wir die ungefähre Ankunftszeit ausrechnen. Als er die Zielbrücke überfuhr empfingen wir ihn mit großem Jubel. Fix und foxi, aber stolz und glücklich waren auch bei ihm nach einer halben Stunde die Strapazen nicht mehr wichtig. Eine halbe Flasche „echtes“ Bier zum Abendbrot pro Person reichte uns als Nachttrunk. Wir hatten uns das gemütliche Bett verdient. Statt einzuschlafen, kam noch ein Hilferuf von Anne: in ihrem Bett hatten es sich 100 Ameisen gemütlich gemacht, die erst noch bekämpft werden mussten, dann war aber wirklich pumpe.

Team Claus - Mecklenburger Seen Runde 2016

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