Highlight, Triathlon

Von Luschi auf Mitteldistanz – Das Kräftemessen beim Knappenman 2018

25 Aug , 2018  

Es ist der 24. August – mein Geburtstag. Ich sitze in einer kleinen Pension in der Lausitz beim Abendessen. Eigentlich sollte mein Geburtstag gelassen gefeiert werden, doch die Stimmung ist leicht angespannt. Morgen ist Showdown!
Neben mir sitzen die besten Triathleten die ich kenne. Anja, Anne, Rainer, Robin, Andreas und Leo. Alle werden an diesem Wochenende dem Knappenman die Füße küssen.
Wir tauschen Tipps zur Ernährung und Krafteinteilung während des Wettkampfes aus, stoßen an und gehen früh ins Bett.

Der Samstagmorgen, wir sind am Startbereich Dreiweiberner See, es schütet wie aus Eimern. Es ist der Tag, für den ich mich seit fast 9 Wochen vorbereitet habe und an dem ich zeigen wollte, dass ich zur Liga der IRONMÄNNER gehöre.
Sollte Petrus mir etwa einen Strich durch die Rechnung machen?
Ich hatte die letzten Wochen hart, sehr hart trainiert, so dass ich mir sagte: Der Regen wird dich nicht abhalten den anstehenden Wettkampf zu machen.
Der Plan war solide zu schwimmen und auf dem Rad sogar etwas Druck zu machen aber nicht zu viel zu geben. In jeder der drei 30km Runden sollte ein Mix aus Hydrogel und Wasser die notwendigen Kohlenhydrate liefern. Beim anschließenden Halbmarathon, wollte ich dann die letzten Reserven aktivieren.
Ach da war noch etwas. Meinen Schwager Robin Fischer aka „RoFi“ galt es zu schlagen. Ich hatte mir seine Ergebnisse des Jahres 2015 angesehen und eingeprägt. Meine eigenen Trainingsergebnisse sprachen für sich und räumten mir eine berechtigte Chance ein das Kampfschwein zu besiegen. Die „Operation RoFi“ konnte also beginnen. So der Plan.
Soweit so gut, wir checken im Wechselgarten ein. Die Klamotten sind nass. Ich habe zum Glück Folientüten dabei mit den ich meine Rad- und Laufschuhe abdecke. Die ersten Athleten kommen mit der Info „Neo erlaubt“ vorbei.
11 Uhr, genau zum Startzeitpunkt soll es laut Wetterapp aufhören zu regnen, die Strecke wird dennoch nass sein. Die Gedanken kreisen, die Nervosität steigt. Schauen wir mal, denke ich.

Das Schwimmen
Geschwommen wird nicht im Knappensee, sondern im Dreiweiberner See. Die Strecke ist mit kleinen weißen und großen roten Bojen ausgestattet. Eigentlich kann nichts schief gehen. Die letzte Minute vor dem Landstart ist am aufregendsten. Übermotiviert stürze ich mit allen anderen in die Fluten. Ich schwimme im Pulk ohne groß nach vorn zu sehen. Nach ca. 200m orientiere ich mich das erste mal richtig – mich trifft der Schlag. Ungefähr 20 Mann, darunter ich, sind viel zu weit rechts raus geschwommen. Ich steuere hart Backbord Richtung Ideallinie.
Der Ausflug hat mich irgendwie Kraft gekostet, die Arme fühlen sich schwer an. Das gab es doch im Training nicht, denke ich bei mir.
Auf den folgende 1500m habe ich genügend Zeit in meinen Rhythmus zu finden.
Nach 36:21 Minuten sind die 1,9km für mich vorbei. RoFi ist hinter mir wird mir zugerufen.
Ich laufe mit Andreas, der mit mir aus dem Wasser kam in die Wechselzone. Wir wünschen uns gegenseitig Spaß. Jetzt gehts los auf den Asphalt.

Das Radfahren
Der Wechsel aufs Rad verlief problemlos. Ich konzentrierte mich und trat rein. Zum ersten Mal, würde ich in der Aeroposition die 90km komplett bestreiten. Mein Blick immer auf den Radcomputer, um nicht unter die 30km/h Schnitt zu fallen. In der ersten Runde um den Scheibe-See, dort entlang geht die Radrunde, überkam mich ein Gefühl der Euphorie. Alles lief soweit gut, die Beine fühlten sich gut an, der Kreislauf arbeitete innerhalb normaler Parameter :-). Die Strecke ist genial, überwiegend flach mit leichten, kurzen Steigungen und Abfahrten sowie abwechslungsreichen Wald-Kurven-Passagen.
Ich fing an zu ballern, also richtig Gas zu geben. Das wird was Großes dachte ich mir und fuhr an einigen Langdistanzlern vorbei, die bereits am frühen Morgen gestartet waren.
Demzufolge war ich schnell am Ausgang der ersten Runde und wurde nun das erste Mal vom Gegenwind ausgebremst.
Aus den Gedanken gerissen wurde ich plötzlich, als hinter mir jemand rief: „Jetzt gehts los Digga“.
RoFi kam vorbei und die „Operation RoFi“ bekam einen ersten Dämpfer, hatte ich doch gehofft, den starken Radfahrer wenigstens eine volle Runde hinter mir halten zu können.
Ich dachte mir, du hast noch über 60km, teile deine Kräfte ein, sonst holt dich der Mann mit dem Hammer. RoFi fuhr so schnell wie er gekommen war auch wieder davon. Ich malte mir Chancen im Lauf aus und hielt an der Operation fest.
Das Anfeuern von Teamclaus, der Familie und Fans liesen mich motiviert in Runde zwei gehen, welche schneller als gedacht vorbei ging. Auch Runde drei lief gut, ausgenommen die letzten 6km. Hier hatte ich nun den gefürchteten starken Gegenwind, der mir das Leben schwer machte.
In dem Moment schaust du auf den Tacho und versuchst wie ein Irrer deinen Schnitt zu halten. Doch die Beine werden nach über 80km schwer. Klingt komisch ist aber so.
Ich dachte nun schon ans Laufen, als ich nach 2:29:02h die Maschine verlies und mich Richtung Wechselgarten aufmachte. Mein Geheimagent gab mir die Info, RoFi hat 8 Minuten Vorsprung.
Ich versuchte mich zusammenzureißen und einen guten Einstieg in den Halbmarathon zu finden.

Der Lauf
Ich lief los und hatte sogar an meinen Trinkrucksack gedacht, mit dem ich etliche Trainingsläufe erfolgreich absolviert hatte.
Nach wenigen Minuten passierte ich die gläserne Pyramide am Uferbereich bei Lohsa. die Beine waren nicht mehr frisch aber der Wille stark.
Schon kam die erste Verpflegungsstation, an der ich Banane und Wasser tankte. Meine Gedanken gingen nun wieder Richtung „Operation RoFi“. In der Laufstrecke rund um den See ist eine 2,5km lange Kehrtwende eingebaut. Hier müsste ich den Robin doch eigentlich sehen und seinen Vorsprung einschätzen können.
Es dauerte nicht lange und Robin kam mir entgegen. Ich schätze es waren so 8-9 Minuten Vorsprung an dieser Stelle und ich dachte insgeheim: Shit der Junge wird einfach nicht weich!
Ein Halbmarathon ist weit, dass merkst du spätestens in Runde zwei, die ich einige Zeit später in Angriff nahm.
Noch motiviert von den Anfeuerungsrufen meiner lieben Frau und Freunden, hörte ich schnelle Schritte hinter mir. Es war der Angriff von Kai Böhme, der jetzt an mir vorbeiflog. Ich wusste sofort, hier kannst du nicht dranbleiben. Kai hatte schon zum Dresdner Nachtlauf bewiesen, welchen Trainingszustand er hat.
Die Intensität der Belastung nahm zu, ich musste schauen, dass ich klar komme. Jetzt steige ich auf Cola um (km 13). RoFi baut seinen Abstand weiter aus. An der Wende weiß ich, „Operation RoFi“ ist gescheitert. Direkt am Wendepunkt treffe ich Rainer und wir motivieren uns gegenseitig. Er ruft mir nach: Du Glücklicher hast die letzte Runde!
Im Notlaufprogramm und mit Amerikanischen Koffein-Getränken, schiebe ich mich mit einer Zeit von 1:44:22h ins Ziel.
Ein unvergesslicher Moment aus Erleichterung, Freude, Stolz und Ruhm. Ich brauche ein Weile, um die vergangenen 4:55:06h aufzuarbeiten.

Resümee
Rückblickend bin ich mit meiner Leistung sehr zufrieden. Die erste Halbdistanz gleich unter 5h ist, so denke ich, eine starke Leistung. Auch wenn es für den RoFi nicht gereicht hat aber es ist noch nicht aller Tage Abend :-).
Ich habe viel gelernt, z.B. wie man die einzelnen Strecken dieser Länge angeht und wie hoch der Belastungsgrad eigentlich ist. Es gibt aber auch hier und da noch Potential was ausgereizt werden muss 🙂 . Wenn man schon nicht die eigene Leistung steigert, so kann man ja immer noch das Material aufrüsten. Ein schönes Zeitfahrrad, würde sicher die Radzeit weiter verkürzen.
Aber eines wird auch deutlich, der Zeitaufwand und Trainingsumfang sind enorm, da ist es schon eine große Belastung, wenn man im Job sehr eingebunden ist.
Die nächsten Ziele müssen also präzise ausgesucht und geplant werden. Auf jeden Fall bin ich dem Traum eines Triathleten, vom IRONMAN Hawaii ein ganzes Stück näher gekommen.
Jetzt heißt es aber erstmal paar Wochen gar nichts machen und Sport zu machen wann und wie ich Lust habe.

Knappenman 2018 Halbdistanz – Eike 212

Knappenman 2018 Halbdistanz Rennrad

Knappenman 2018 Halbdistanz Dreiweiberener See

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